Gedanken über die Freiheit

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren

(Benjamin Franklin, Historical Review of Pennsylvania, 1759)

Wie viel haben wir schon aufgegeben?

Für Bagatelldelikte wie wiederholten Ladendiebstahl ist eine Speicherung der genetischen Daten zulässig - eine sehr private und vitale Information die Existenzen ruinieren kann. Was kommt als nächstes???

Videokameras beobachten jede unser Bewegungen in Kaufhäusern, Tankstellen und was am schlimmsten ist, in öffentlichen Plätzen wie der Mannheimer Fußgängerzone mit staatlicher Billigung.

Der "große Lauschangriff" wurde gegen massiven Widerstand von der CDU durchgesetzt. Es gibt auch wieder "Notstandsgesetze"...

Die öffentlichen Einwendungen der besorgten Bevölkerung gegen gentechnische Freisetzungen wurden kurzerhand abgeschafft! Die Konzerne versuchen Waren auf den Markt zu drücken, die niemand haben will.

Die letzten Rückzugsgebiete für Mensch und Natur wurden zu Naturschutzgebieten, hier kontrollieren selbsternannte Wächter ob Naturliebhaber die Wege verlassen oder Früchte und Pilze sammeln. Dies ist wohl kaum immer und zu jeder Zeit sinnvoll.

Es wurden Gurt- und Helmpflicht durchgesetzt obwohl dies nur den eigenen Körper betrifft und keine Dritten schädigt. Werden solche Gesetze für den Einzelnen oder für die großen Konzerne und Versicherungen gemacht?

Der CIA will im Computerbereich alles kontrollieren und fordert "Sicherheitslöcher" nach seinen Wünschen, doch der Anwender bekommt keinen Einblick in das was mit seinen Daten passiert.

Auch auf Militärlagern herrscht striktes Fotographierverbot, neuerdings werden um die US Army Lager sogar Sichtschutzzäune aufgestellt, hinter denen George W. Bush in aller Ruhe und unkontrolliert den dritten Weltkrieg planen kann, wie vereinbart sich das mit Videoüberwachungen der Zivilbevölkerung? Wie wäre es wenn man mal auf benachbarten Gebäuden und Bäumen heimlich ein paar Webcams aufstellen würde??

Schränke, Einkaufswagen und praktisch alles was geklaut werden kann sind nur noch mit Pfand zugänglich. In einer mehr und mehr bargeldlosen Gesellschaft wird man ständig gezwungen Kleingeld mitzuschleppen, die Mehrheit wird für die Taten von ein paar schwarzen Schafen bestraft.

Noch besser: Neulich im Aldi - Wegfahrsperren für Einkaufswagen, die beim Verlassen des Marktes die Räder blockieren. Keine alten Omas mehr die ihre Einkäufe bis zum Auto fahren können! Es ist erstaunlich was wir alles in Kauf nehmen.

Filme im Fernsehen sind kaum noch unverwässert ohne eingeblendete Logos und Werbeblöcke zu sehen. Auf der anderen Seite werden Kaufversionen oft absichtlich von den Herstellern zurückgehalten. Warum kein freies Kopieren gegen ein Entgelt?

Noch ein neues Ärgernis: Einige Kinos fangen damit an Leute daran zu hindern ihr Handgepäck in ihre Räumlichkeiten zu bringen. Ich zahle gutes Geld um einen Film ohne Werbung mittendrin zu sehen und gebe meinen Rucksack niemandem! Andere Kinos haben Video Kameras in ihren Vorführräumen installiert. Genau das was ich unter Freizeitspaß verstehe...

Menschenunwürdige Leibesvisitationen muß der Liebhaber von Sport oder Konzerten über sich ergehen lassen, nicht einmal eine Dose Cola kann man mehr bei solchen Ereignissen trinken. Alles nur weil sich ein paar Asoziale nicht benehmen können. Anstatt die Wurzel des Übels anzugreifen, beeinträchtigt man die Lebensqualität aller.

Ach, und nicht zu vergessen: Viele Kirchen und andere Gotteshäuser sind dem Gläubigen außerhalb festgelegter Termine in dieser gottlosen Zeit für stille Gebete ebenfalls versperrt...

Webseiten zum Thema Freiheit und Zensur im Internet:

http://www.eff.org/blueribbon.html Blue Ribbon Campaign (Englisch)

http://www.odem.org (On-Line Demonstrationen, mit Unterschriftenaktion)

http://www.diedenker.org Denker Forum

Partei für mehr Menschlichkeit? Wie ich mir eine Partei mit Sinn vorstellen würde...

»Kunst, Wissenschaft - euer Glück kommt euch recht teuer zu stehen«, bemerkte der Wilde, als er und Mustafa Mannesmann allein zurückgeblieben waren. »Was noch habt ihr geopfert?«

»Nun, Religion natürlich«, antwortete der Aufsichtsrat. »Vor dem Neunjährigen Krieg gab es einen sogenannten Gott. Aber ich vergaß, daß Sie wahrscheinlich über Gott genau Bescheid wissen.«

»Nun ja. . .« Der Wilde zögerte. Er hätte gern etwas über Nacht und Einsamkeit gesagt, über die Mesa im bleichen Mondlicht, die Felsabstürze, das Untertauchen in die Schatten der Tiefe und über den Tod. Er hätte es gern gesagt, aber es gab keine Worte dafür. Nicht einmal bei Shakespeare.

Unterdessen hatte der Aufsichtsrat das Zimmer durchquert und öffnete nun einen Stahlschrank in der Wand zwischen den Bücherregalen. Die schwere Tür ging auf. Er rumorte im dunklen Innern des Tresors und sagte dabei: »Dieses Thema hat mich schon immer sehr interessiert.« Dann zog er einen dicken schwarzen Band hervor. »Das, zum Beispiel, haben Sie wohl nie gelesen?«

Der Wilde nahm das Buch. »Die Heilige Schrift, enthaltend die Bücher des Alten und Neuen Testaments«, las er laut.

»Oder dieses?« Ein Büchlein, dessen Einband fehlte.
»Von der Nachfolge Christi.«

»Und auch dieses nicht?« Er reichte ihm noch ein Buch.
»Über die verschiedenen Arten religiösen Erlebens. Von William James.«

»Ich habe noch eine Menge«, fuhr Mustafa Mannesmann fort und setzte sich wieder. »Eine ganze Sammlung solch verbotener alter Bücher. Gott im Giftschrank und Ford auf den Regalen.« Lachend wies er auf seine für alle Augen offen dastehende Bibliothek, die Bücherregale, die Gestelle voll Lesemaschinenspulen und Tonbandrollen.

»Aber wenn Sie etwas von Gott wissen, warum sagen Sie es nicht den Menschen?« fragte der Wilde empört. »Warum geben Sie ihnen nicht diese Bücher über Gott?«

»Aus dem gleichen Grund, warum wir ihnen nicht "Othello" geben. Weil sie alt sind. Sie handeln davon, wie Gott vor Hunderten von Jahren war, nicht, wie er heute ist.«

»Gott ändert sich doch nicht.«

»Aber die Menschheit.«

Aldous Huxley, "Schöne Neue Welt"

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