Es gibt zwei Arten seltener Pflanzen, einige mögen sogar profitieren von der momentanen "nichts-rein-nichts-raus" Naturschutzpolitik, wie die gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris), die sich auf den trockenen Kalkwiesen Südwestdeutschlands gut erholt hat. Andere Pflanzen wie die Frühlings-Küchenschelle (Pulsatilla vernalis) sind ausgestorben oder rückläufig ohne Zeichen der Bestandserholung. Das gleiche gilt für einige Orchideen. Das Ohnhorn (Aceras anthropophorum) scheint sein Areal stetig zu erweitern während andere nur in sehr entlegenen Regionen existieren oder völlig aufgehört haben zu existieren.
Was macht den Unterschied zwischen diesen Arten aus? Nach mehreren Jahren im Gelände denke ich daß die Arten die nahe der Grenzen ihres Verbreitungsgebiets liegen, rückläufig sind wogegen die einheimischen oder fremden Arten die an ein bestimmtes Biotop angepaßt sind vom momentanen Naturschutzsystem bevorzugt werden. Pulsatilla vernalis, Nigritella nigra und andere Pflanzen der höheren Berglagen erreichen ihre Untergrenze in den Hügeln Südwestdeutschlands, Adonis vernalis liebt das kontinentale Klima im Osten und Arten wie Orchis palustris oder Orchis spitzelii können nur in sehr speziellen Biotopen wachsen. All diese Pflanzen leiden auch stark unter der Biotopverinselung. Nigritella nigra zum Beispiel hat die nächsten geeigneten Biotope in den Alpen, selbst für Orchideensamen ist dies eine große Entfernung zum Überbrücken!
Ich respektiere die Bereiche in denen der klassische Naturschutz erfolgreich ist und ich respektiere auch daß es ein paar (kleine!) Flächen gibt, wo Pflanzensukzession studiert werden kann, aber ich kämpfe entschlossen für die aktive Wiederansiedlung von Arten in Bereichen wo der klassische Naturschutzansatz versagt. Ich denke es sollte Richtlinien und eine offizielle Koordinationsstelle für solche Bemühungen geben um eine echte Florenverfälschung mit fremdländischen Arten zu vermeiden. Ich habe Biotope gesehen, in denen fast alles falsch gemacht wurde was falsch gemacht werden kann, aber nichts tun und die Leute die etwas tun wollen terrorisieren, ist auch keine Lösung.
Die folgenden Karten zeigen, wie wenig von der Verbreitung bestimmter Arten übrig geblieben ist. Das seltsame ist daß diese Leute die mit der Biotopkartierung zu tun haben, oft die bösartigsten Kämpfer gegen aktive Biotoperneuerung sind. Gerade sie sollten es besser wissen. Solange Verbreitungskarten so aussehen wie die Karten die unten gezeigt werden, werde ich niemals aufhören gegen den offiziellen Naturschutz zu kämpfen.
Orchis palustris in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
Adonis vernalis in Rheinland-Pfalz
Pulsatilla vernalis in Rheinland-Pfalz
Frittilaria meleagris in Rheinland-Pfalz
Dactylorhiza sambucina in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
Gladiolus palustris in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg
Orobanche hederae in Rheinland-Pfalz
Orchis spitzelii in Baden-Württemberg
Nigritella nigra in Baden-Württemberg
Karten Symbole (Rheinland-Pfalz):
. -> aktiv zwischen 1950 und 1992
+ -> ausgestorben nach 1950
x -> ausgestorben vor 1950
E -> eingeführt
S -> vielleicht eingeführt
U -> unstabil
K -> kultiviert
In den Baden-Württemberg Karten zeigt ein weißer Kreis ein lang erloschenes Vorkommen an, ein schwarzweißer Kreis ein kürzlich erloschenes Vorkommen und ein schwarzer Kreis einen aktiven Bestand. Mehr Details folgen in Kürze.
Wie jemand mal sagte: Naturschutz bedeutet uns vor der Natur zu schützen!
"… fünfhundertsechzigtausend Quadratkilometer, in vier verschiedene Unterbezirke eingeteilt, jede von elektrischen Zäunen umgeben." "… die mit Strom aus dem Grand Canyon Kraftwerk gespeist werden." "… mehr als fünftausend Kilometer Zaun, mit sechzigtausend Volt geladen." "Jede Berührung des Maschendrahts bedeutet sofortigen Tod" verkündete der Kustos feierlich. "Aus einer Reservation gibt es kein Entrinnen."
Aldous Huxley, "Schöne neue Welt"
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