Naturschutz in Aktion: Kaiserslautern

Auf dieser Seite sollen exemplarisch ein paar Beispiele stehen für die Doppelmoral stehen mit der heute "Naturschutz" betrieben wird. Wenn Leute aus anderen Städten Anekdoten zu diesem Thema beisteuern wollen, einfach eine email schreiben.

Neben Mannheim ist Kaiserslautern eine Stadt über die ich "Naturschutz" Erlebnisse aus erster Hand beitragen kann, da ich die "Ehre" hatte hier mein Studium absolvieren zu dürfen. Über die Qualität der Ausbildung möchte ich mich an dieser Stelle nicht auslassen aber ich sende meinen ehemaligen Professoren einen herzlichen Dank dafür daß sie mir den Grund gaben häufig im Wald unterwegs zu sein!

Was ist das Schöne an der Grenze des "Naturparks Pfälzer Wald"? Daß man sie nach Gutdünken verschieben kann! Die Stadtverwaltung von Kaiserslautern, einer Kleinstadt mit Großstadtambitionen, hat nie einen Hehl aus ihrer Zielsetzung gemacht:

Da wurde ein Rathaus als Hochhaus mitten in die Altstadt gesetzt und eine Universität mitsamt Wohngebiet frißt sich immer tiefer in den geschlossenen Wald hinein. Dieser Prozeß ist noch lange nicht abgeschlossen, so fiel seit meiner Exmatrikulation ein großes Waldgebiet hinter dem Uni-Wohngebiet einem kompletten Kahlschlag zum Opfer. Und trotz Verschuldung errichtete man ein pompöses neues Verwaltungsgebäude im Herzen der Uni, das von den Studenten nur liebevoll der "Faulturm" genannt wird...

Aber auch im weiteren Umfeld der Uni und der Innenstadt legt man die Prioritäten auf alles andere, nur nicht die Natur!

Beispiel Trippstadter Straße: Die Parallelstraße dazu, die zum Ortsteil Dansenberg abzweigte war ein ökologisches Pilz- und Pflanzenrefugium. Durch den menschlichen Eingriff und ein günstiges Kleinklima siedelten sich hier Arten an, die auf dem versauerten Pfälzer Boden ansonsten nicht zu finden waren.

Als ich Revierförster E. im Gebiet traf und er mir von einer bevorstehenden Auslichtung des Waldes erzählte wies ich ihn auf die vielen seltenen Arten in dieser Parzelle hin. Da E. eigentlich bisher immer vernünftig wirkte, verzichtete ich darauf den Dienstweg zu gehen und bat ihn nur um Zurückhaltung beim Entfernen einzelner Bäume.

Als ich einige Tage später wiederkam: KAHLSCHLAG! Förster E. erklärte mir, daß er aus "Sicherheitsgründen" mehr Bäume entfernt hatte, als er ursprünglich vorhatte. Die Sicherheit sei ihm wichtiger als "irgendein Pilz". Wie neuerdings so oft die Sicherheit über alles gestellt wird: Freiheit, Demokratie und nicht zuletzt Natur. Es sei noch erwähnt, daß es sich bei der besagten Straße genaugenommen nur um einen Forstweg handelt, der nur mit Sondergenehmigung und auf eigenes Risiko befahren werden darf. Es bestand also keinerlei Grund die Straße nach Autobahnstandards frei zu halten. Aber nichts entwickelt in der menschlichen Hand mehr Eigenleben als eine Kettensäge...

Zu den Arten, die dem Kahlschlag zum Opfer fielen gehörten neben seltenen Pilzen wie Grauer Leistling, Tigerritterling und der besonders seltenen Grünen Erdzunge auch eine Orchidee. Der einzige Standort der Vogelnestwurz (Neottia Nidus-Avis) der mir im Raum KL bekannt war, ist hiermit erloschen. Auch hier wieder eine besondere Ironie: Förster E. erklärte mir später, daß die Kahlschlagfläche als ökologische Ausgleichsfläche(!!!) ausgewiesen wurde und mit Apfelbäumen bepflanzt werden sollte!

Nichts ist für den Außenstehenden frustrierender als wenn eine Hand nicht weiß was die andere tut! Oder der Fall Jagdhausweiher, bei dem um eine Stromleitung zu schützen ein gutes Drittel eines alten Baumbestandes in einem NSG entfernt wurde. In diesem Sumpfgebiet wächst unter anderem die geschützte Drachenwurz (Calla palustris).

Verantwortlich waren in diesem Fall die Energiversorger mit freundlicher Genehmigung der lokalen Naturschutzbehörde. Deutschland hielt es für nötig im Rahmen der allmächtigen Sicherheit eine Prüfung für die Bedienung der Kettensäge aufzuerlegen aber Zurückhaltung oder ökologische Grundkenntnisse werden leider nirgendwo abgefragt...


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