Naturschutz in Aktion: Mannheim

Auf dieser Seite sollen exemplarisch ein paar Beispiele stehen für die Doppelmoral stehen mit der heute "Naturschutz" betrieben wird. Wenn Leute aus anderen Städten Anekdoten zu diesem Thema beisteuern wollen, einfach eine email schreiben.

Viele Verbrechen in Mannheim betreffen die sogenannten "Konversionsflächen", ehemalige US amerikanische Sperrgebiete, in denen nach Abzug der Truppen jahrelang nichts gemacht wurde und in denen sich ungestört schützenswerte Natur entwickeln konnte.

Leider hat man anstatt die Naturwiesen in bestehende Projekte zu integrieren beschlossen mit eisernem Besen zu kehren, eine Armee von wildgewordenen Landschaftsgärtnern wie die Heuschrecken über die Flächen herfallen lassen und das ganze dann raffgierigen Grundstücksspekulanten zum Fraß vorgeworfen.

Ein Beispiel das in der lokalen Presse etwas mehr Aufmerksamkeit fand war zum Beispiel die Offizierssiedlung in der wunderschöne Zweifamilienhäuser in großen Grundstücken standen. Die Stadt Mannheim hat parallel dazu auch die Kasernen für die gemeinen Soldaten geerbt, hätte also hinreichend Wohnraum für sozial schwache schaffen können auch ohne die Offizierssiedlung einer landschaftszerstörerischen Verdichtung zu unterziehen. Stattdessen hat man die Preise künstlich hoch gehalten (eine halbe Million pro Haushälfte) und die schlüsselfertigen(!) Häuser mit Absicht vergammeln lassen. Mittlerweile werden Legoland-Kastenbauten ohne jeden ästhetischen Sinn in die Freiräume gebaut und ein großer Teil der Häuser wurde abgerissen. Auch von den Bäumen fielen mehr der Säge zum Opfer als Bonsai Bäume auf den Mini-Grundstücken nachgepflanzt werden können. Die Bürgerintiative zur Rettung der Siedlung blieb erfolglos. ->LINK

Oder die Bundesgartenschau! Fast alle Parteien sind sich einig dieses Projekt voranzutreiben und die Fördergelder des Bundes zur Erschließung von Neuflächen in die Tasche zu stecken obwohl es bereits zwei Stadtparks gibt die in den letzten Jahren in vielen Punkten heruntergewirtschaftet wurden und dringend saniert werden müßten. Die Zukunft der Multihalle zB, eine architektonische Meisterleistung, wird von auswärtigen Sponsoren abhängig gemacht. Ich habe vier Jahre in diesen Parks gearbeitet und viele seltsame Dinge mitbekommen: Orchideen im Wert von mehreren hundert Euro, die über Nacht verschwinden, Ausstellungshallen die zu Kinderspielplätzen degradiert werden und vor allem eine strikte Hierarchie und ein leidenschaftliches und intensives Mobbing, dem auch ich zum Opfer fiel. Wenn man die Parks sanieren wollte, sollte man erst einmal Angestellte und Verwaltung austauschen. Stattdessen richtet sich der missionarische Drang unserer Stadträte auf eines der wenigen Feuchtgebiete unserer Stadt, die Feudenheimer Au. Trotz Protest der ansässigen Kleingartenbetreiber wird die Au wohl in einen Grünzug umgewandelt, ob hier Natur- und Artenschutzaspekte berücksichtigt werden ist eher anzuzweifeln.->LINK

Das neueste Projekt ist die geplante Entwaldung des Hochwasserdamms auf dem Lindenhof, auch hier ist eine Kleingartenanlage betroffen. Böse Zungen behaupten daß die Grundstücke nach Trockenlegung und Beseitigung des Druckwassers aufgeteilt und als Bauland teuer verkauft werden sollen. Auch hier hat sich eine Bürgerinitiative formiert, die zur Zeit ein Gegengutachten formuliert. ->LINK

Der größte Teil der Konversionsflächen wurde jedoch in Gewerbegebiete umgewandelt. Eine Koexistenz mit vorhandenen Naturflächen beispielsweise durch Schaffung von Wildwiesen und Erhaltung kleinräumiger Naturdenkmäler ist in diesen Gebieten hochgradig unerwünscht! Die sogenannte untere Naturschutzbehörde unternahm/unternimmt nicht einmal den Versuch auf solchen gewinnträchtigen Flächen eine Bestandsaufnahme der Flora und Fauna zu machen, geschweige denn sich aktiv für deren Erhalt einzusetzen. Stattdessen wurden die Flächen unbesehen den örtlichen Tiefbaufirmen und Garten/Landschaftsbauern in den Rachen geworfen. Die gleichen geschützten Orchideen und anderen Pflanzen für deren Besitz man Privatpersonen selbst bei legalem Bezug die Hölle heiß macht, werden hier ohne jegliche Intervention seitens der Behörden untergepflügt.

Vor Beginn der Baumaßnahmen an der Turley Kaserne beobachtete ich nur wenige Meter vom Zaun entfernt eine seltene Riemenzungenorchidee (Himantoglossum hircinum). Ich habe die Pflanze mehrere Jahre beobachtet und auch Zeugen zu dem Standort hingeführt. Als die vogonischen Bauflotten begannen die Fläche zu vermessen wußte ich, es war Eile vonnöten. Ich meldete den genauen Standort Herrn K. vom unteren Naturschutzamt, der zusagte die Fläche "irgendwann einmal" abzugehen. Neben dem Exemplar am Zaun wären möglicherweise auch noch weitere schützenswerte Pflanzen gefunden worden. So ging ich zufrieden heim und es passierte NICHTS.

Nach einem halben Jahr mußte ich wütend feststellen daß der Randstreifen am Zaun geschottert wurde und Wohncontainer darauf aufgestellt wurden. Ich stellte Herrn K. zur Rede, es wurden in der ganzen Zeit nicht einmal die Bauarbeiter in Kenntnis gesetzt geschweige denn die Fläche auch nur mit Flatterband markiert. Wohlgemerkt, es handelt sich um einen 10 Meter breiten Grünstreifen am Zaun den man mit etwas gutem Willen erhalten hätte können ohne die Baumaßnahmen nur im Geringsten zu beeinträchtigen. Hätte ich von der Passivität Herrn K.'s vorher gewußt hätte ich auch versuchen können, die Arten durch Umpflanzen zu retten, es wäre aber auch möglich gewesen daß sich bei solchen Aktionen die obere Naturschutzbehörde eingeschaltet hätte: Nicht um die Pflanzen zu erhalten, sondern um dem der sie retten will noch eine Geldbuße zu verpassen (Kohls&Kähler, "Orchideen im Garten", Verlag Paul Parey).

Um der Sache noch die Krone aufzusetzen wurde einige Monate später noch ein Bauzaun errichtet um einen Hydranten zu schützen, gerade mal drei Meter von dem zerstörten Standort der Himantoglossum entfernt. Selbst als im Umfeld überall Erdaushub abgeladen wurde, blieb der abgesperrte Bereich unberührt. Geht doch! Wenn man will!

Der gleiche Herr K. war aber offenbar mehr daran interessiert sich bei der Ausbaggerung der Feuchtgräben im Waldpark vor der Presse in Szene zu setzen als vorhandene Arten zu schützen. Im Friedrichsfelder Wald betrieb er Naturschutz in Reinform als er einen Sonnenbadenden im NSG Friedrichsfelder Wald vor versammelten Biologen von der Wiese jagte. Ein wichtiges Ziel des Vereins Angewandter Artenschutz wird sein, Filmkameras zu erwerben, mit denen solche Perlen der Naturschutzpolitik für die Nachwelt dokumentiert werden!


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