Der Fall des Walter Schildkröt

"Warum soll ich etwas tun was eigentlich niemand will?..."
Walter Schildkröt

Am Anfang meiner Zeit als ich noch voller Ideale steckte und der Erhalt seltener Arten noch ein Ziel war für das es sich zu leben lohnte, lernte ich den erfahrenen Orchideengärtner Walter Schildkröt kennen. Ich schätzte ihn sogleich als einen sehr freundlichen und hilfsbereiten aber auch zurückhaltenden Mann mit einer tiefen Liebe für die Pflanzen an sich, mit anderen Worten das genaue Gegenteil von den Gestalten die mir später in diversen Behörden begegneten. Da Herr Schildkröt schon einschlägige Erfahrungen gesammelt hat und nicht mehr aktiv in die Öffentlichkeit treten möchte, habe ich mir die Freiheit genommen seinen Namen zu ändern.

Herr Schildkröt erzählte mir über die Probleme, die mit der Vermehrung von Erdorchideen verbunden sind da viele bei der Keimung an spezielle Wurzelpilze gebunden sind. Otakar Sadovski war einer der ersten die Forschungen sowohl mit der symbiotischen Aussaat, bei der ein Beet mit dem Wurzelpilz vorbereitet wird, als auch mit der asymbiotischen Aussaat, bei der der Pilz durch spezielle Nährböden simuliert wird, betrieben hat. Bereits er wurde von den sogenannten "Naturschützern" massiv bekriegt.

Ein Helmknabenkraut (Orchis militaris) in einem Versuchsbeet in Herrn Schildkröt's Garten.

Schildkröt beschränkte sich daher hauptsächlich auf die Kultur von Frauenschuhen (Cypripedium spec.), die als erwachsene Pflanzen idR wenig bis keine Mykorrhiza mit Pilzen brauchen und durch ihre attraktiven Blüten auch für Gartenliebhaber interessant sind. Diese Orchideen sind allerdings auch recht langsam wüchsig, Schildkröt stellte einige Forschungen zur asymbiotischen Vermehrung dieser Arten an und publizierte sie auch wiederholt.

Ein prächtiger Horst des europäischen Frauenschuhs in Herrn Schildkröt's Garten.

In seinen frühen Publikationen erkennt man noch ein echtes Interesse an Naturschutz- und Arterhaltungs Fragen. Seine Bestrebungen mit den sogenannten Naturschützern zusammen zu arbeiten führten allerdings schnell zu ernüchternden Rückschlägen:

"Ich habe die Jungpflanzen den Behörden angeboten. Einige wollten sie gar nicht erst haben. Andere hatten Interesse, haben dann aber kalte Füße bekommen und die Pflanzen sterben lassen! Am Ende hat man mir noch Sachen zugeschickt die ich gar nicht bestellt hatte und versucht mir damit etwas anzuhängen! Ich habe kein Interesse am Naturschutz mehr. Ich will nur noch einen schönen Garten! Und ich verkaufe nur noch Hybriden, die per definitione nicht aus der Natur entnommen sein können!"
Walter Schildkröt

Ein Einblick in W. Schildkröt's Garten. Die Netze dienen dazu daß keine Kinder in den Teich fallen. Zäune wären auch für gewisse Landschaftsgärtner die im Moment mühsam angelegte Gartenteiche aus "Sicherheitsgründen" im Rahmen von ABM Maßnahmen wieder entfernen eine Alternative. Aber die Verantwortlichen beschränken sich darauf die Bretter lediglich vor dem Kopf zu tragen...




Verschiedene von W. Schildkröt gezüchtete Hybriden. Gekreuzt wurden u.a. amerikanische und europäische Sumpfwurz (Epipactis) Arten und europäische und asiatische Frauenschuhe. Diese verkaufte er dann auch an Gartenbesitzer. Ich habe noch nie so eine Verschwendung von Talent gesehen...

Aber es stimmt schon was mir ein anderer Orchideengärtner sagte: Leute vom Schlag eines W. Schildkröt fallen nicht vom Himmel - sie werden gemacht! Man vergleiche auch meine eigenen Erfahrungen an anderer Stelle.




"Früher oder später zieht sich jeder kreative Magus in seine eigene Welt zurück..."
Terry Pratchett

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